Der freie Wille

Hannah Frey & Sarah Kamuf, 11c
31. Januar 2022

Hat man einen freien Willen? Und was bedeutet das überhaupt, einen „freien Willen“ haben?

Viele Leute haben sich von der Vergangenheit bis in die Gegenwart mit diesem Thema befasst, eine einheitliche Definition für den „freien Willen“ gibt es aber trotzdem nicht. Das liegt auch daran, dass der Begriff des freien Willens für viele Bereiche unterschiedlich geprägt wurde, in juristischer Hinsicht bedeutet er also etwas anderes als in philosophischer. Außerdem muss man zwischen Willensfreiheit und Handlungsfreiheit unterscheiden: Im Alltagsgebrauch hat man dann Willensfreiheit, wenn man nach persönlichen Motiven und Interessen handelt. Handlungsfreiheit hat man dann, wenn man tun kann, was man will.

Allerdings gibt es hierbei ein Problem: Philosophen stellten sich nun die Frage, ob man denn so handelt, wie man will, oder ob man will, wie man handelt. Erstmal hört sich das natürlich nach derselben Aussage an, aber an folgendem Beispiel kann man erkennen, dass dem nicht so ist: Alice wirft einen Ball zu Bob, welcher den Ball fängt. Bob hat also zuerst den Ball fangen wollen, und ihn dann auch tatsächlich gefangen, oder? Aber kann man sich sicher sein, dass ihm nicht erst bewusst wurde, dass er den Ball fangen wollte, als er dies bereits getan hatte?

Zu dieser Problematik wurden bereits Studien durchgeführt, die aber nicht eindeutig belegen konnten, ob man bei reflexartigem Handeln zuerst bewusst will und dann handelt oder zuerst handelt und dann bewusst will. Wenn man nun davon ausgeht, dass man zuerst handelt und dann bewusst will, würde das den freien Willen ausschließen, da sich zum Beispiel Bobs Entscheidung auf sein vorheriges Handeln zurückführen ließe. Diese Theorie ist grob gesagt als Determinismus bekannt und geht auch auf Philosophen des 6. und 7. Jahrhunderts nach Christus zurück. Weitere berühmte Philosophen, die sich mit ihm beschäftigten, waren unter anderem Heraklit und später auch Aristoteles.

Einem deterministischen Modell zufolge ist alles, was bisher passiert ist, gerade passiert und noch passieren wird, die unmittelbare Folge eines anderen Ereignisses. Für Entscheidungen bedeutet das, dass jede von ihnen vorhersehbar wäre, weil sie nur auf inneren und äußeren Einflüssen basiert. Diese Einflüsse haben jeweils wieder Ursachen, die Ursachen haben etc. pp. – was auch als Kausalkette bezeichnet wird.

Auf die Realität übertragen würde das zum Beispiel bedeuten, dass Mörder genau gesagt nicht primär morden, weil sie das gerade so wollen, sondern vielmehr weil Ereignisse in ihrer Vergangenheit dazu geführt haben, dass sie jetzt diesen Mord begehen. Etwa könnte das Opfer zuvor den Bruder des Mörders umgebracht haben, was in diesem ein Verlangen nach Rache auslösen musste. Ebenso könnte aber auch ein Trauma in der Kindheit des Mörders zu einer Psychose geführt haben, die wiederum seinen Wunsch zu töten verursachte. Nach dem Prinzip des Determinismus hat man also keinen freien Willen.

Die entgegengesetzte Position ist der Indeterminismus: Anhänger dieser Theorie gehen davon aus, dass Ereignisse gar nicht oder nur bedingt von vorherigen Ereignissen beeinflusst werden. Aber hat man deshalb einen freien Willen? Im Alltag geht man davon aus, dass jede Entscheidung, die man trifft, Konsequenzen hat. Entscheidet man sich also zu lernen, nimmt man automatisch an, dass man in der nächsten Klausur eine bessere Note schreibt, als wenn man nicht gelernt hätte. Damit wäre der Wille zu lernen ein Einfluss auf die Note. Allerdings gibt es nach dem Indeterminismus gar keine Einflüsse im strengen Sinn: ob man sich für oder gegen das Lernen entscheidet, würde die Note also eigentlich gar nicht verändern.

Und hier liegt das Problem: Man kann sich nun also entscheiden, wie man will, aber die Entscheidung hätte überhaupt keine Auswirkungen auf folgende Ereignisse und ist somit unbedeutend. Folglich hat man auch nach dieser Theorie nicht unbedingt einen freien Willen.

In Wirklichkeit sind aber beide philosophischen Ansätze zu vernachlässigen: selbst wenn man wüsste, dass einer davon der ganzen Wahrheit entspricht, könnte man sie niemals dafür nutzen, alles vorherzusehen oder alles bis ins kleinste Detail zu erklären; das würde einfach viel zu viel Rechenleistung erfordern. Bis man fertig wäre mit Rechnen, wäre alles, was man berechnen wollte, schon längst passiert oder einfach egal. Genauso egal, wie es uns im Alltag normalerweise ist, ob wir einen freien Willen haben oder nicht. Wir sind glücklich mit dem Eindruck, dass es so zu sein scheint – und ist es nicht das wichtigste, glücklich zu sein? Auch wenn man dafür in Kauf nehmen muss, nicht zu wissen, ob wir letztendlich einen freien Willen haben oder nicht?

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