Was bedeuten eigentlich die Siegel auf unseren Lebensmitteln?

Lena Nuber, Jahrgangsstufe 1
7. Juli 2021

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein in der Bevölkerung in Bezug auf Nachhaltigkeit und Tierwohl immens gewachsen. Doch auch wenn man bemüht ist, sich möglichst zum Wohl der Tiere und der Umwelt zu verhalten, kann es zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf schnell passieren, dass man aufgrund der Label zu falschen Schlüssen kommt.

Was sagt so ein Label denn überhaupt aus? Und gibt es dafür feste Bestimmungen oder darf jeder auf sein Produkt drucken, was er möchte?

Erst einmal zu der Vergabe. Bei der Vergabe von Siegeln gibt es keine verbindlichen gesetzlichen Regelungen. Theoretisch könnte ich also mein eigenes Siegel entwerfen und es auf meine Produkte drucken, wenn sie den Kriterien entsprechen, die ich selbst dafür beschließe.

Hier ein Beispiel:
https://www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2020/gruenlaender-kaese-von-hochland-erhaelt-den-goldenen-windbeutel-2020 (Artikel goldener Windbeutel + Bild des Käse Labels)

Bei diesem „Grüne-Seele“-Siegel von einem Käse wird mit „Milch von freilaufenden Kühen*“ geworben. Das Sternchen sagt zwar in winziger Schrift in einer Ecke, dass die Kühe in Stallhaltung leben, doch der normale Verbraucher denkt natürlich wegen der grünen Verpackung, des Namens, des Siegels und des Zusatzes „freilaufende Kühe“ an Kühe, die auf der Weide oder zumindest draußen stehen. Dafür hat der Grünländer Käse 2020 sogar den „Goldenen Windbeutel“ bekommen, den Foodwatch jedes Jahr für die dreisteste Werbelüge vergibt. Foodwatch ist eine Organisation, die sich mit allem rund um Lebensmittel beschäftigt. Schwerpunkte sind hier die Lebensmittelverteilung auf der Welt und die Transparenz der Lebensmittelkonzerne, aber auch Gesundheit und Nachhaltigkeit spielen eine Rolle. Falls sich jemand näher mit dem Thema auseinandersetzen will, kann ich deren Seite wirklich empfehlen.

Oder hier ein weiteres Beispiel:
https://www.arlafoods.de/produkte/arla-bio/weidemilch-haltbar-38-pct-fett-1liter-27924 (Bild der Milchtüte und des Siegels)

Auf dieser Milchtüte wird mit einem Siegel geworben, das 71% weniger CO2-Ausstoß verspricht. Aber auf die Idee, dass damit nur die Verpackung gemeint ist und nicht der Inhalt, also die Milch, muss man auch erst einmal kommen. Ich zumindest hätte das beim Einkaufen vermutlich nicht erkannt.

Natürlich gibt es aber auch standardisierte Siegel wie das deutsche und europäische Bio-Siegel:
https://www.bund.net/massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel (Bio und „Bio+“ Siegel)

Bei diesen Siegeln müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie zum Beispiel ein Standard an Platz für Tiere oder das Verbot von Genmanipulation.

Obwohl hier höhere Standards gelten, bedeutet es dennoch nicht, dass die Bio-Tiere mit viel Platz auf einer Weide leben. Bei den Schweinen ist es beispielsweise so, dass sie, wenn sie in einem Bio-Betrieb aufgezogen werden, mit einem durchschnittlichen Gewicht von 220 kg nicht mehr nur noch 0,75 qm (zum Vergleich: die Fläche ist kleiner als die unserer Schultische) zum Leben haben, sondern 2,3 qm gesetzlich vorgeschrieben sind.

Wem das Bio-Siegel nicht ausreicht, dem stehen auch noch andere standardisierte Siegel, wie z. B. Demeter, Bioland und einige mehr zur Verfügung, deren Kriterien noch anspruchsvoller als die der Bio-Siegel sind.

Dieser Artikel sollte nicht als Werbeaktion gegen Lebensmittel ohne Bio-Siegel oder für Siegel mit höheren Kriterien sein. Aber vielleicht kann er ja einen Anstoß zum genaueren Betrachten dessen sein, was man sich in seinen Einkaufswagen packt – und was eben nicht.

Quellen:
https://www.diqp.eu
https://www.foodwatch.org/en/reports/
https://www.peta.de

Bildquellen:
https://pixabay.com/de/photos/kühe-neugierig-rinder-vieh-1029077/
https://pixabay.com/de/photos/tropfen-milch-schütten-flüssigkeit-175551/
https://pixabay.com/de/photos/schwein-schnauze-nase-maulkorb-1867180/

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