Jugendpressetag 9.12.2022 am Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Teil 1: Erfahrungsbericht

Spontan für ein Wochenende nach Berlin – zum Jugendpressetag im BMZ. Diese Idee hatten neben meiner Mitschülerin Hannah Frey und mir auch 48 weitere Jugendliche aus ganz Deutschland.

Bildnachweis: Felix Zahn/photothek.de

Doch warum genau sollte man an einem Jugendpressetag teilnehmen?

Verschiedene Dinge sprechen dafür: Zum einen bekommt man die Möglichkeit, Personen des politischen Lebens, die aktiv an unserer Regierung beteiligt sind, live und vor Ort zu erleben, zum anderen bekommt man einen Einblick in das berufliche Leben eines Journalisten.

Bei dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angekommen, nach einem Sicherheitscheck und einer Katalogisierung aller Teilnehmenden, bekamen wir die Chance, vor dem eigentlichen Gespräch mit der Ministerin Svenja Schulze mit ihrem Pressesprecher Nicolai Fichtner zu sprechen – ein sogenanntes Hintergrund­gespräch zu führen, welches anderen journalistischen Regeln unterliegt als das offizielle Interview mit der Ministerin.

Die generelle Pressearbeit kann man in drei Stufen unterteilen: Bei Gesprächen, die Regel 1 unterliegen, darf alles aufgenommen, zitiert und live mitgeschnitten werden. Bei Stufe 2 sind keine Aufnahmen mehr erlaubt, sondern nur schriftliche Zitate und bei Stufe 3 beschreibt man alles aus dem Kopf. Das ist zum Beispiel wichtig, wenn deutsche Pressesprecher nach einer internationalen Konferenz ein Interview geben und dabei den Journalisten auch mitteilen, was die Vertreter anderer Länder auf dieser Konferenz gesagt haben. Denn ein deutscher Pressesprecher kann nicht offiziell im Namen eines anderen Landes reden, für die Journalisten ist es aber trotzdem interessant, was die anderen Länder gesagt haben.

Generell hat man als Pressesprecher eine große Verantwortung: Alle Informationen, die man bei offiziellen Interviews preisgibt, werden veröffentlicht. Deshalb muss auch bei kritischeren Themen darauf geachtet werden, dass man sich so ausdrückt, dass man auch im Nachhinein zu seiner Äußerung stehen kann. Außerdem muss einem immer bewusst sein, mit wem und auch für wen man gerade spricht: Eine gute Absprache mit dem Chef ist daher unverzichtbar. Wenn es trotzdem mal passieren sollte, dass man auf eine Frage keine Antwort weiß, gibt es zum Glück die Möglichkeit, das Gefragte offiziell nachzureichen.

Bildnachweis: Felix Zahn/photothek.de

Aber wie wird man eigentlich Pressesprecher?

Nicolai Fichtners Weg führte über den Journalismus, weshalb er auch zu diesem Thema einige interessante Tipps für Nachwuchs-Journalisten geben konnte. Wichtig sei nicht unbedingt ein früher politischer Einstieg, aber man solle einen konkreten Themenbereich haben, für den man sich interessiere. Außerdem sei ein gewisser Wiedererkennungswert unverzichtbar, um wichtige Themen im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Allerdings entwickele sich der Journalismus gerade in Zeiten der Digitalisierung sehr schnell weiter: weg von traditionellen Zeitungen, hin zu Instagram, YouTube und anderen sozialen Netzwerken, wobei das kritische Hinterfragen immer noch genauso wichtig sei wie zu den Anfangszeiten des Journalismus. Auch die Tatsache, dass man sich als Journalist auf ein Interview vorbereiten müsse, sei gleich geblieben. Deshalb wurde uns Nachwuchs-Journalisten auch vor dem Gespräch mit Svenja Schulze ein kurzer Informationsfilm zum BMZ gezeigt.

Was ist nun eigentlich die genaue Aufgabe des BMZ?

Das BMZ kümmert sich um internationale Zusammenarbeit und Kooperation mit Entwicklungsländern und hat 17 Ziele, welche im Pariser Abkommen 2015 von der UNO beschlossen wurden. Besonders vier Themen stehen dabei im Fokus: der Kampf gegen Armut und Hunger, eine Verbesserung der weltweiten Infrastruktur und eine feministische Entwicklungspolitik.

Umgesetzt werden diese Ziele zum Beispiel mit der Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lieferketten, der Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen direkt vor Ort und mit Geldern für den Ausbau der Infrastruktur.

Insgesamt arbeiten allein in Deutschland über 1000 Leute für das Ministerium, aufgeteilt in verschiedene Abteilungen, die für unterschiedliche Regionen und unterschiedliche Ziele des Programms zuständig sind. Mittlerweile wird mit 65 Ländern enger zusammengearbeitet, zum Beispiel mit dem afrikanischen Land Kenia, von welchem erst kurz zuvor Regierungsvertreter zur Besprechung der weiteren Kooperation in Berlin zu Besuch waren. Sie tagten dabei in genau dem Raum im Ministerium, in dem auch wir uns aufhielten.

Alles in allem wurden uns sehr interessante Einblicke in das politische und journalistische Leben auf Bundesebene gewährt, wobei genauere Infor­ma­tionen zu den Inhalten des Interviews mit Svenja Schulze im folgenden Artikel von Hannah Frey zu finden sind.

Meiner persönlichen Meinung nach lohnt es sich für alle Jugendlichen, die sich für Politik und Journalismus interessieren, ebenfalls an einem Jugendpressetag in Berlin teilzunehmen.

Sarah Kamuf

Teil 2: Interview mit Svenja Schulze

Endlich war es soweit. Das Interview über Svenja Schulze (SPD), der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, konnte losgehen.

Bildnachweis: Felix Zahn/photothek.de

Zu Beginn wurden ein paar persönliche Fragen gestellt. Dabei erfuhren wir, dass die aus Münster kommende Frau Schulze eigentlich nie vorhatte, Bundesministerin zu werden. Sie meinte, so etwas könne man auch gar nicht planen. Am Anfang sei sie nur als Schülersprecherin tätig gewesen. Und das auch nur, weil sie den Drang verspürt habe, sich gegen die Sport-Schulkleidung ihrer Schule zu stellen. Ihrer Meinung nach war diese eher unschön, weswegen sie begonnen habe mit ihren MitschülerInnen dagegen zu demonstrieren.

Schon damals habe es ihr gefallen, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu treten. Auch heute sei das etwas, das sie sehr glücklich in ihrem Beruf mache. Sie freue sich besonders bei Treffen mit so herzlichen KollegInnen aus Afrika, die ihr bei der Begrüßung schon um den Hals fallen würden. Außerdem habe sie es in ihrem Beruf gelernt, auch kleine Dinge wertzuschätzen. Heute sei sie oft schon dankbar, wenn ihr auf ihren Reisen in den Hotels Strom und trinkbares Wasser zur Verfügung ständen.

Auf die Frage, was ihr in ihrem Beruf am schwersten falle, antwortete sie, dass es für sie sehr schwierig sei, auf Kriege einzugehen. Den Russisch-Ukrainischen Krieg, den wir gerade erleben, empfindet sie als besonders erschreckend. Der Krieg sei sehr nah an Deutschland und sei so unerwartet gekommen, meinte sie.

Deswegen ist laut Schulze das Sondervermögen zur Stärkung der Bundeswehr sehr wichtig. Es könne so schnell und plötzlich zu Kriegen kommen. Und wenn es soweit sei, müssten wir unser Land verteidigen können.

Die 4 Ziele, die sie des Öfteren erwähnte und die ihr äußerst wichtig erscheinen, sind die Bekämpfung von Hunger und Armut, globale Gesundheit und Pandemie­bekämpfung, „Just Transition“ (gerechter Übergang zu klimaneutraler Wirtschaft für alle Bevölkerungsgruppen) und die feministische Entwicklungspolitik. Natürlich sei ihr bewusst, dass einem immer zu wenig Geld zur Verfügung steht und Deutschland den Hunger auf der Welt nicht alleine stoppen kann, jedoch sehe sie es als Aufgabe, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten und mehr Geldgeber an Bord zu holen.

Aus diesem Grund könne sie es verantworten, dass 250 Mio € in Hilfen für Afghanistan gesteckt wurden. Dabei ist Schulze besonders wichtig, dass dort vor allem vor Ort geholfen wird. Bürger, die von den Taliban unterdrückt würden, könnten so vor dem Verhungern gerettet werden. Außerdem habe man erreicht, dass in einigen Orten Afghanistans auch weiterhin die Schulen für Mädchen offen seien. Bei den Hilfen in Afghanistan werde besonders darauf geachtet, dass keine Zusammenarbeit mit den Taliban stattfindet, da die Ziele der Taliban in keiner Weise mit denen der deutschen Regierung übereinstimmen würden.

Des Weiteren werde Indien bei der Solarproduktion unterstützt, um der Abhängigkeit von China entgegenzuwirken und um den Handel weiter zu diversi­fizieren. Im Moment sei Deutschlands Abhängigkeit von China bei Solarzellen bei 98%. Dies müssen wir Schulze zufolge schnellstmöglich ändern, um uns nicht wieder in eine ähnliche Situation wie die gegenwärtige mit Russland zu begeben.

Zusätzlich werde in Afrika geholfen, dass man die Kohlekraftwerke dort nach und nach abstellen könne, ohne dass die Arbeitslosigkeit dadurch zunehme. Das Ziel sei eine Verbesserung in Hinsicht auf die globale Erderwärmung, ohne dass andere zu große Nachteile hätten. Dies ist Schulze besonders wichtig.

In diesem Zusammenhang kritisierte sie die Faszination für „Fast Fashion“ und äußerte, dass sie gerne zu „Slow Fashion“ in Deutschland übergehen würde, da sie der Ansicht ist, dass wir alle profitieren würden, wenn wir nicht auf Kosten anderer leben würden. Deshalb unterstützt sie auch das neue Gesetz für Lieferketten, das im Januar 2023 erscheinen soll, und das sie für sehr effizient hält.

Svenja Schulze ist strikt gegen Atomkraftwerke. Sie argumentiert, dass dadurch Müll entsteht, dessen Entsorgung teuer und unsicher ist. Ihr Ziel sei es, sagte sie, zuerst so schnell wie möglich die Kohlekraftwerke abzuschalten, dabei vorübergehend Gas zu nutzen, um kostengünstig auf erneuerbare Energien zu wechseln. Durch den Russisch-Ukrainischen Krieg sei unsere vorübergehende Nutzung von Gas etwas erschwert. Deutschland arbeite aber weiter daran, erneuerbare Energien bundesweit zu ermöglichen. Dies möchte Deutschland laut Schulze zum Beispiel mithilfe von Wasserstoff als Energieträger zusammen mit Kenia erreichen. Dabei investiere unser Land ebenfalls wieder in andere Länder, um gemeinsam Erfolge zu schaffen.

Schulze erklärte klar und deutlich, dass wir ohne die Zusammenarbeit mit anderen Ländern nicht so viel erreichen können wie gemeinschaftlich. Genauso sei es auch bei der feministischen Entwicklungspolitik. Man müsse gemeinsam mit den Menschen arbeiten und könne nicht die Hälfte der Bevölkerung ausschließen. Frauen in Afrika seien maßgeblich an der Produktion und den Erträgen landwirtschaftlicher Erzeugnisse beteiligt, dürften selbst aber kein Land besitzen. Ein Ernteausfall wäre sehr schlecht für die Wirtschaft des ganzen Landes.

Aus diesem Grund beteilige man Frauen an einem größeren Wasserprojekt. Genauso wichtig sei es gewesen, in Kolumbien die Frauen beim Friedensprozess miteinzubeziehen, die 2016 einen vorläufigen Erfolg erlangt hätten, meinte Schulze.

Auf die Frage, wie die Welt ihrer Meinung nach in 100 Jahren aussehen wird, antwortete sie sehr optimistisch. Sie betonte dabei, dass jeder von uns etwas erreichen könne und dass jeder mithelfen und sich engagieren müsse. Sie beteuerte: „Alles was wir brauchen, um die Zukunft besser zu machen, wissen wir schon. Wir müssen es nur noch umsetzen.”

Hannah Frey

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