Felicity Spencer, Js1
13. Dezember 2021
Vor ein paar Wochen hat mich mein Italienischlehrer im Unterricht angesprochen und mir von einer Pressekonferenz für Schülerzeitungen erzählt. Dabei sollten eigentlich die Pressesprecher der deutschen und italienischen Regierung anwesend sein, doch am Ende war nur Steffen Seibert dabei. Die Teilnehmer der Konferenz konnten Fragen zur aktuellen Politik in Deutschland und Italien und zu den Beziehungen zwischen den beiden Ländern stellen und hatten so die Möglichkeit, wie richtige Journalisten zu arbeiten. Der Inhalt der Konferenz war sehr interessant, weshalb ich euch einige Fragen und Antworten vorstellen werde. (Sie sind nicht wörtlich zitiert, da ich die Konferenz nicht aufnehmen konnte.)
Steffen Seibert ist Journalist und seit 2010 Regierungssprecher der Bundesregierung, wobei er unter der neuen Regierung nicht mehr dieses Amt einnimmt.
Die italienische Regierungssprecherin Paola Ansuini hätte die Fragen der Jugendlichen für Italien beantwortet, konnte aber leider nicht teilnehmen. Ermöglicht wurde die Konferenz durch das Büro Viavai, das unter anderem auch Austausche zwischen Deutschland und Italien organisiert.
Einige Fragen betrafen die Situation der Schüler während der Corona-Pandemie. Den jungen Menschen ging es dabei darum, dass gerade in dieser Zeit die Ungleichheit zwischen Schülern wuchs. Während einige Kinder bereits alle Geräte besaßen, die nötig waren, um am Online-Unterricht teilzunehmen, fehlte anderen solches Zubehör oder sie mussten es mit ihren Familienmitgliedern teilen. Deswegen hatten Kinder aus eher wohlhabenderen Familien mehr Möglichkeiten, weiterhin am Unterricht teilzunehmen und ihre Leistung zu halten. Die ärmeren Kinder dagegen verschlechterten sich eher. Deshalb wollten die Jugendlichen wissen, was die Politiker dagegen unternehmen wollen. Zunächst betonte Seibert, dass es tatsächlich viele Defizite in diesem Bereich gebe, man jedoch nicht aus den Augen verlieren dürfe, welche guten Aspekte es am deutschen Bildungssystem gebe. Zum Beispiel hätten die meisten Jugendlichen in Deutschland gute Aussichten, später einen Beruf zu finden und Arbeit zu haben. Er nannte allerdings auch einige Ansätze der Regierung, um dem Problem der sozialen Ungleichheit entgegenzuwirken. Besonders häufig nannte er dabei den Präsenzunterricht. Natürlich könne er nicht vorhersagen, ob der Präsenzunterricht in den nächsten Wochen sicher durchgeführt werde, doch würden die Politiker sehr viel Wert darauf legen. Im Präsenzunterricht wären die Chancen für alle Kinder auf einem ähnlichen Niveau, anders als im Fernunterricht, wo die Kinder abhängig von der technischen Ausstattung ihrer Familie sind und auf eine ruhige Umgebung angewiesen sind. Und obwohl Schule ja eigentlich Sache der Bundesländer ist, zählte er auch ein paar Maßnahmen auf, die die Bundesregierung durchführt, zum Beispiel Förderprogramme, um den Kindern beim Aufholen zu helfen oder Gelder, die zum Zwecke der Digitalisierung an die Länder ausgegeben werden. Alles in allem schien er zuversichtlich, dass die Probleme eingedämmt werden können.
Weitere Fragen betrafen Seiberts Sicht auf die Zukunft. Besonders wurde darin auf den Einfluss des Klimawandels auf die Zukunft und seinen Effekt auf das deutsche Ausbildungssystem eingegangen. Dieses muss laut Seibert nämlich auf jeden Fall an die Zukunft angepasst werden, da sich viele Inhalte der Ausbildungen ändern würden. Zum Beispiel müsste man in den Ausbildungen zum KfZ-Mechaniker/zur KfZ-Mechanikerin mehr Wert auf den Umgang mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen legen, da diese in der Zukunft viel häufiger genutzt werden würden als solche, die mit Diesel oder Benzin fahren. Da diese Umstellung riesige Ausmaße annehmen werde, müsse die Regierung auch viel Geld dafür ausgeben. Wofür außerdem finanzielle Unterstützung benötigt werde, sei, Akzeptanz für einige, den Klimawandel betreffende Maßnahmen zu schaffen. Zum Beispiel werde Deutschland ja aus der Kohleindustrie aussteigen und den Menschen, die in dieser Industrie arbeiten, müsse der Übergang ermöglicht werden. Auch müsse die Regierung an die Menschen auf dem Land denken, die nicht direkt die Möglichkeit hätten, auf E-Fahrzeuge umzusteigen. Und obwohl all das die Regierung viel Geld kosten werde, betonte Seibert immer wieder, dass es das Richtige sei. Nachhaltigkeit sei nämlich die einzig mögliche Lösung für die Zukunft.
Weitere Risiken sieht er im Hinblick auf die Demokratie. Es gebe nämlich immer mehr Menschen, die gegen Demokratie sind. Deshalb müssten besonders Jugendliche sich stark für die Demokratie einsetzen. Allerdings erwähnte Seibert auch ein paar positive Aspekte. Er findet, dass es heutzutage viel interessanter sei, jugendlich zu sein, als zu seiner Zeit. Alles sei viel internationaler, man könne sich mit Menschen aus der ganzen Welt vernetzen und in viele andere Länder reisen (natürlich nicht während der Pandemie).
Ein weiteres wichtiges Thema für die Jugendlichen waren die Beziehungen in Europa, besonders während der Pandemie. Allgemein meinte Seibert, dass die Europäische Union ein Glück für Deutschland darstelle. Meinungsverschiedenheiten zwischen Mitgliedern könnten friedlich ausgetragen werden und Probleme könne man im Dialog miteinander lösen. Er ging auch darauf ein, dass es immer mehr nationalistische Forderungen gibt und Menschen, die gegen die EU sind. Doch er ist der Meinung, dass alle Länder immer noch ihre Traditionen und Eigenheiten behalten könnten, es jedoch auf manchen Gebieten einfach besser sei, Souveränität abzugeben. Besonders in der Pandemie habe sich das gezeigt. Als nämlich am Anfang die Staaten für sich selbst gesorgt hätten, sei nur wenig gut gelaufen. Als jedoch die Mitgliedsländer der EU sich zusammengetan, sich gegenseitig unterstützt und zusammengehalten hätten, habe man gemerkt, dass Zusammenarbeit viel sinnvoller sei als Einzelarbeit. Man habe sich solidarisiert und den anderen geholfen, man habe sich unterstützt und sei Probleme gemeinsam angegangen. Und so habe man zum Beispiel Lieferketten aufrechterhalten.
Des Weiteren stellten die jungen Menschen in der Konferenz Fragen zu den Themen Jugendarbeitslosigkeit (besonders in Italien) . Um die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen zu bekämpfen, müsse man, so Seibert, dafür sorgen, dass akademische und berufspraktische Bildungswege gleichwertig seien, denn es würden besonders häufig Fachkräfte gesucht. Für diese Dualität müsse der Staat sorgen. Außerdem seien bessere Übergänge zwischen den beiden Feldern nötig. So könne man das Problem am besten angehen.
Auch was die politische Teilhabe von Jugendlichen angeht, hatte Seibert einige Ideen. Natürlich wurde dabei erwähnt, dass das Wahlalter zukünftig auf 16 Jahre herabgesetzt werden wird. Aber auch die Jugendbewegung Fridays for Future wurde angesprochen. Besonders betonte Seibert, dass auch Jugendliche sich in Parteien einbringen könnten. Generell sei jegliches soziale und politische Engagement geeignet.
Kurz wurde auch angesprochen, dass es, die Pandemie betreffend, viel Desinformation und Falschmeldungen gibt. Um gegen dieses Problem vorzugehen, schlägt Seibert vor, dass man Informationen entgegensetzen müsse und dabei verschiedene Zielgruppen beachten müsse. Zum Beispiel solle man Aufklärung speziell für Jugendliche leisten oder die Informationen in leichter Sprache an die Leute weitergeben. Trotzdem werde man damit nicht alle Gegner überzeugen können, weshalb man sie genau beobachten müsse.
Das letzte Thema, dass mehrmals angesprochen wurde, betraf die Beziehung zwischen Italien und Deutschland. Seibert betonte, wie wichtig diese Beziehung sei, da die beiden Länder eng miteinander verbunden seien. Er wünscht sich noch mehr Austauschangebote, als es bislang gibt (nicht jetzt während der Pandemie, aber danach) und betonte dabei besonders, dass man verschiedene Menschen damit ansprechen solle. Momentan seien es nämlich besonders Jugendliche, die ein Gymnasium besuchen, die die Möglichkeit zu so einem Austausch hätten. Man könne zum Beispiel auch während Ausbildungen Aufenthalte im Ausland anbieten. Außerdem sollten noch viel mehr Menschen die jeweils andere Sprache lernen. Das alles fördere nämlich auch die europäische Beziehung.
Nachdem all diese Fragen beantwortet waren, musste Herr Seibert die Konferenz verlassen, da er noch andere Termine einhalten musste. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Konferenz sehr informativ war und eine große Chance für alle beteiligten Jugendlichen war.