Mit einem Interview mit Herrn Sersch führen wir unsere Interviewreihe mit den neuen Kolleginnen und Kollegen am LGÖ fort.
Unzensiert: Haben Sie sich gut hier an der Schule in Östringen eingelebt?
Sersch: Ja, mittlerweile schon. Es ist natürlich eine große Schule, da muss man sich ein bisschen umstellen und für mich war auch G9 eine Neuerung. Ich war davor an einem G8-Gymnasium in Eppingen. Da muss ich immer noch manchmal umdenken, dass ich auch das richtige Geschichtsbuch einpacke. Aber ansonsten habe ich den Eindruck, dass es hier sehr nette Schüler und sehr nette Lehrer gibt und dass alles sehr gut organisiert ist.
Unzensiert: Waren Sie letztes Jahr noch Referendar?
Sersch: Nein, ich war schon Lehrer. Mein Referendariat ist mittlerweile acht Jahre her, danach war ich an einer beruflichen Schule und habe viel Deutsch als Fremdsprache unterrichtet.
Unzensiert: Was war Ihr erster Eindruck von der Schule?
Sersch: Das schöne Schulgebäude! Im Vergleich zu meinen bisherigen Schulen ist das sehr hell und schön. Bisher habe ich mich immer gefragt, warum man immer so dunkle Farben und Beton wählt. Da wir alle, Schüler wie Lehrer, hier jeden Tag durchlaufen, fand ich die Materialwahl sehr schön.
Unzensiert: Was machen Sie in ihrer Freizeit, treiben Sie Sport oder spielen Sie ein Instrument?
Sersch: Ein Instrument spiele ich mittlerweile nicht mehr, aber ich fahre viel Fahrrad. Früher habe ich mal Fußball und Hockey gespielt, das mache ich aber nur noch ab und zu. Tatsächlich lese ich viel, wenn ich dazu komme, das passiert fast nur noch in den Ferien.
Unzensiert: Was war damals Ihr Lieblingsfach?
Sersch: So ein spezielles Fach hatte ich gar nicht. Tendenziell schon eher meine jetzigen Fächer, vielleicht mehr Geschichte als Deutsch. Und Sport fand ich super.
Unzensiert: Unterrichten Sie auch lieber Geschichte als Deutsch?
Sersch: Nein, ich unterrichte beide Fächer gerne. Ich bin sehr glücklich mit meiner Fächerwahl. Ich hätte mir zwar auch andere Fächer vorstellen können und zeitweise auch überlegt noch Sport hinzuzunehmen, um etwas anderes zu haben als diese textlastigen Fächer. Aber insgesamt unterrichte ich sowohl Deutsch als auch Geschichte gerne.
Unzensiert: Gibt es Themen, die Sie besonders gerne unterrichten?
Sersch: Im Fach Geschichte alles rund um den Kolonialismus, welche Auswirkungen der europäische Kolonialismus hatte und wie das bis heute in den ehemaligen Kolonien nachwirkt. Gerade wie diese wieder unabhängig wurden, das habe ich erst an der Uni wirklich kennen gelernt. Da eröffnet sich eine ganz neue Welt und es ist spannend, das nochmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Unzensiert: Wenn ich jetzt Ihre Schülerinnen und Schüler fragen würde, wie würden die Sie in drei Worten beschreiben?
Sersch: Abwechslungsreich, das bekomme ich häufiger mal als Feedback, wobei mich das eher überrascht, informativ und strukturiert.
Unzensiert: Was war Ihr ultimativer Trick, um die Schulzeit entspannt zu überstehen?
Sersch: Das habe ich nach ein paar Jahren gecheckt, dass ich in Fächern, die mich nicht interessieren – das waren bei mir immer die Naturwissenschaften – einfach in den ersten 15 Minuten ein bis zwei Sachen sagen muss und danach kann man den Unterricht auch eher passiv konsumieren. Bis ich die Fächer dann abwählen konnte, bin ich damit durchgekommen, ohne negativ aufzufallen.
Unzensiert: Was ist Ihnen von Schülerseite für einen entspannten Unterricht wichtig? Was müssen Schüler in den Unterricht mitbringen?
Sersch: Eine gewisse Bereitschaft, Interesse erwecken zu können. Ich erwarte nicht, dass man für alle Themen brennt, aber zumindest braucht man eine gewisse Bereitschaft, sich auf den Stoff einzulassen. Dass ist sehr zentral, gerade für meine Fächer. Auch wichtig ist, dass man sich eine eigene Meinung bildet. Irgendwann kommt man immer an den Punkt, an dem man über die Meinungen der Schüler spricht und da ist es wichtig, dass man nicht nur zustimmt, sondern sich auch eigene Gedanken macht.
Unzensiert: Was ist Ihr Schlüssel zum perfekten Unterricht?
Sersch: Das wäre natürlich schön, wenn ich den schon gefunden hätte. Aber wenn ich sowas in die Richtung benennen müsste, dann, dass man sich als Lehrer die Offenheit bewahrt, auf Schüler reagieren zu können und deren Stimmung und Laune nicht abblockt, sondern so weit wie möglich auf sie eingeht. Im Endeffekt sollte klar sein, dass man zusammenarbeitet und es nicht allein funktioniert.
Unzensiert: Haben Sie für Schüler einen konkreten Tipp, falls man mal gar keine Lust auf den Unterricht hat?
Sersch: Hängt vom Thema ab. In Geschichte würde ich sagen, dass man versucht, sich in die Situation reinziehen zu lassen und verschiedene Perspektiven einnimmt. Das führt manchmal dazu, dass sich dadurch ein größeres Interesse entwickelt. Das kann man in Deutsch tatsächlich auch machen, zumindest, wenn es um literarische Figuren geht.
Unzensiert: Haben Sie sonst noch eine Botschaft für die Schulgemeinschaft?
Sersch: Schule funktioniert nur, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag leisten. Und deshalb ist es wichtig, dass auch Schüler ihren Beitrag leisten. Als Schüler versteht man ja meistens erst am Ende oder sogar erst viel später, wie viel einem die Schulzeit bedeutet hat und wie sehr es einen doch geprägt hat. Schule ist etwas ganz Tolles, und hoffentlich blickt man irgendwann glücklich zurück.
Foto: Jannik Frank