„Ich habe, wie jeder kleine Junge, davon geträumt, Pilot, Astronaut oder Baggerfahrer zu werden.“

Die Schülerzeitung „Unzensiert“ durfte einen unserer neuen Lehrer interviewen. Herr Sieber hat noch vor kurzem im Iran als Lehrer gearbeitet und ist seit neustem hier an unserer Schule. Er verrät uns, wie es war, als er im Iran unterrichtet hat, erzählt von seinem lustigsten Erlebnis als Lehrer und zeigt, wie er außerhalb der Schule tickt.

Das Interview führten Matteo Rödler (5e) & Ophelia Rödler (9d)

Unzensiert: Danke, dass Sie sich heute Zeit genommen haben, um mit uns ein Interview zu führen. Zu Beginn würden wir gerne wissen, was Ihr lustigstes Erlebnis als Lehrer war.

Herr Sieber: Ich habe einmal NWT unterrichtet und dabei ging es um den Versuch „Organisches Material im Boden nachweisen“. Da habe ich Erde von zuhause mitgenommen, um den Schülern etwas zu demonstrieren. Ich wollte über dem Bunsenbrenner gerade die Erde verbrennen und auf einmal war in der Erde noch ein Regenwurm. Alle Schüler standen außen herum und schrien: „Oh, mein Gott, der Herr Sieber, der grillt Regenwürmer!“

Ich konnte das kleine Kerlchen noch retten und habe es kurzerhand aus dem Fenster geworfen. Die Geschichte hielt sich aber noch über 10 Jahre und als die Schüler schon längst nicht mehr auf der Schule waren, erzählte man noch „der Herr Sieber grillt Regenwürmer.“

Unzensiert: Nach ihrem Studium haben Sie im Ausland unterrichtet. Direkt oder haben Sie vorher noch hier in Deutschland unterrichtet?

Herr Sieber: Nein, zuerst habe ich zwölf Jahre in Deutschland unterrichtet und dann war ich jetzt zwei Jahre im Ausland.

Unzensiert: Wo war das?

Herr Sieber: Ich war im Iran an der deutschen Botschaftsschule in Teheran.

Unzensiert: Und wie kam es dazu?

Herr Sieber: Ich habe mich schon immer fürs Ausland interessiert, ich habe Geographie studiert und mich hat die Gegend „Mittlerer Osten“ immer sehr fasziniert. Dann hat sich die Möglichkeit ergeben, an diese Schule zu kommen und ich habe sie dankend angenommen.

Unzensiert: Wie war es dort?

Herr Sieber: Es war wunderschön, aber ganz anders als hier. Die Stadt Teheran hat, man weiß es nicht genau, zwischen 15 und 20 Millionen Einwohner. Die Stadt ist riesig und ich habe nie ein Ende gesehen. Die Geschäfte sind anders, die Häuser, die Menschen, die Kultur, das Essen – es hat einfach nicht viel mit Deutschland zu tun.

Unzensiert: Hat Ihnen das Essen dort geschmeckt? Hatten Sie vielleicht ein Lieblingsessen?

Herr Sieber: Das Essen hat mir sehr gut geschmeckt – sogar so gut, dass ich einige Kilogramm zu viel mit nach Hause genommen habe. Es gibt ein lustiges und passendes Sprichwort dazu: Den Iran misst man nicht in Jahren, sondern in Kilogramm, die man zugenommen hat. Mein Lieblingsessen war Ash-e-Reshte. Das ist eine bestimmte Suppe, die ein bisschen die Konsistenz von Wackelpudding hat. Sehr, sehr lecker!

Unzensiert: Wenn Sie sich zurückerinnern, gab es dort eine ganz besonders wertvolle Erfahrung für Sie?

Herr Sieber: Ganz viele. Ich habe sehr, sehr freundliche Menschen getroffen, denen materieller Besitz eigentlich nicht wichtig war. Egal wie wenig sie hatten, sie hätten mir alles gegeben, obwohl ich viel, viel mehr besitze. Einfach nur, weil sie freundlich sind! Das war schon eine beeindruckende und tolle Erfahrung!

Unzensiert: Gab es ganz prägnante Unterschiede zu den Schulen hier bzw. zum LGÖ?

Herr Sieber: Nein, die Schule war eine deutsche Schule, die zur Deutschen Botschaft gehörte. Vielleicht war der größte Unterschied, dass jedes Zimmer eine Klimaanlage hatte.

Unzensiert: Wie kann man sich das Schulgelände vorstellen?

Herr Sieber: Wie einen großen Park mit ganz vielen kleinen Klassenzimmern. Dabei ist jedes Klassenzimmer wie ein kleiner Pavillon.  Es gibt kein großes Schulhaus. Man muss also immer hin- und herlaufen, auch bei Regen oder Smog.

Unzensiert: Können Sie uns noch einmal genauer erklären, was das für eine Schule war?

Herr Sieber: Es war eine deutsche Auslandsschule, also eine Privatschule.  Der deutsche Staat schickt verschiedene Lehrer hin. Als ich dort unterrichtet habe, gab es acht deutsche Beamte, zehn deutsche Lehrer und nochmal ca. zwanzig iranische Lehrer. Die Schule hat ungefähr 400 Schüler, davon waren ganz wenige Deutsche, die meisten waren Iraner mit sehr reichen Eltern. Ihre Eltern schicken sie auf diese deutsche Botschaftsschule, damit sie ein Abitur machen und im Ausland studieren können. Das ist die beste Ausbildung, die man im Iran bekommen kann.

Unzensiert: Was haben Sie dort unterrichtet?

Herr Sieber: Deutsch und Geographie.

Unzensiert: Ihnen hat es ja sehr gut im Iran gefallen. Warum haben Sie dort nur zwei Jahre unterrichtet?

Herr Sieber: Weil die politische Situation- es gibt zwischen Deutschland und dem Iran nämlich Spannungen- dazu geführt hat, dass die Schule immer weniger Schüler hat. Deswegen hat man mich nicht mehr gebraucht. Aber ich hätte gerne noch ein Jahr dort verbracht.

Unzensiert: Was hat Ihnen dort insgesamt am besten gefallen?

Herr Sieber: Auf jeden Fall das Wetter! So einen ekligen Herbst, wie wir ihn hier bei uns erleben, gibt es dort nicht.

Unzensiert: Und im Gegenzug dazu, was gefällt Ihnen hier besser?

Herr Sieber: Ich muss nicht weit fahren, weil ich in der Nähe wohne. Hier sind auch alle Schülerinnen und Schüler sehr freundlich. Obwohl das LGÖ so groß ist, ist es sehr gut organisiert! Mir macht das Arbeiten hier auch unglaublich viel Spaß!

Unzensiert: Stellen Sie sich vor, Sie könnten etwas am LGÖ ändern, was wäre das?

Herr Sieber: Ich glaube, ich bin noch zu kurz hier an der Schule, um Sachen zu ändern. Vielleicht, dass ich freitagnachmittags nicht mehr die 7. und 8. Stunde unterrichten muss. Aber das kann man nicht ändern.

Unzensiert: Können Sie sich noch an ihren ersten Eindruck von unserer Schule erinnern?

Herr Sieber: Oh, mein Gott, ist die groß!

Unzensiert: Was unterrichten Sie hier?

Herr Sieber:  Deutsch, Geographie, WBS und NWT – eine Menge, ich weiß. Wobei ich dieses Jahr leider kein NWT unterrichte.

Unzensiert: Was ist Ihr absolutes Lieblingsthema, das sie unterrichten?

Herr Sieber: Ich unterrichte sehr gerne „Der Prozess“ von Franz Kafka. Es ist einfach eins meiner Lieblingsbücher. Es erzählt von einem Mann, der aus unbekannten Gründen verhaftet wird.

Unzensiert: Welche Stufen unterrichten Sie momentan?

Herr Sieber: Im Moment habe ich Klassenstufe 5, 9, 11 und 13.

Unzensiert: Was ist Ihr Schlüssel für den perfekten Unterricht?

Herr Sieber: Ich glaube, freundlich zu sein, ist das Wichtigste. Wenn man eine freundliche Atmosphäre im Unterricht hat und die Kinder und Jugendlichen Spaß haben, – und man selbst Spaß hat, bei dem, was man macht -dann ist es ein guter Unterricht.

Unzensiert: Wollten Sie schon immer Lehrer werden?

Herr Sieber: Nein. Ich habe, wie jeder kleine Junge, davon geträumt, Pilot, Astronaut oder Baggerfahrer zu werden. Doch später war es dann klar! Ich weiß aber nicht genau, warum ich Lehrer wurde. Vielleicht, weil es mir einfach Spaß macht!

Unzensiert: Welches Fach mochten Sie früher als Schüler gar nicht?

Herr Sieber (wie aus der Pistole geschossen): Mathe!

Unzensiert: Gab es früher ein Fach, das Sie mochten, aber nicht unterrichten?

Herr Sieber: Auf jeden Fall Technik! Ich war auf der Realschule und hatte Technik. Aber auch Geschichte habe ich sehr gerne gemacht.

Unzensiert: Haben Sie von früher einen Tipp, um die Schulzeit entspannt zu überstehen?

Herr Sieber: Es ist eigentlich alles halb so schlimm!

Unzensiert: Nehmen wir an, Sie sind gerade fertig geworden mit ihrer letzten Unterrichtsstunde für diesen Tag und endlich auf dem Weg nach Hause – was machen Sie in Ihrer Freizeit? Spielen Sie ein Instrument oder machen Sie Sport?

Herr Sieber: Ich gehe ins Fitnessstudio, spiele Tennis. Insgesamt mache ich Sport sehr gerne. Ein Instrument spiele ich keines, dennoch höre ich gerne Musik und gehe ins Theater.

Unzensiert: Als Deutschlehrer haben Sie doch bestimmt ein absolutes Lieblingsbuch. Können Sie uns etwas empfehlen?

Herr Sieber: Schwierig, ein Lieblingsbuch auf die Schnelle zu nennen! Ich mag „Was man von hieraus sehen kann“ von Mariana Leky. Hierbei handelt es sich um ein Dorf in der Provinz und seine Bewohner. Eine Bewohnerin kann voraussehen, dass ein Mitbürger am nächsten Tag stirbt. Das Problem:  Es ist unklar, wer das sein wird. Ein wundervolles Buch über die Liebe.

Unzensiert: Stellen Sie sich vor, Sie hätten alle Möglichkeiten. Wohin würde Ihr Traumurlaub gehen?

Herr Sieber: Im Moment nach Kenia. Ich möchte unbedingt die Savanne Serengeti mit ihren Elefanten, Giraffen und Löwen sehen.

Unzensiert: Haben Sie zum Schluss noch eine Botschaft, die Sie der Schülerschaft mitgeben möchten?

Herr Sieber: Nicht immer alles so ernst nehmen und sich an der Schule freuen!

Unzensiert: Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben! Ihnen noch einen schönen Nachmittag.

Weitere Beiträge

Weihnachten in Portugal

Nur noch zwei Wochen bis Heiligabend – es wird Zeit, in Weihnachtsstimmung zu kommen! Daher wagt “Unzensiert” einen Blick über den Tellerrand und zeigt, wie die Festtage in Portugal gefeiert werde. Ein Beitrag von Viktoria Heinle (5e) und Rosalie Kirr (5e).

Wie sieht’s denn hier aus? Dauerzustand oder Ausnahme?

Das Schuljahr ist inzwischen in vollem Gange, ja sogar schon auf Hochtour. Für die meisten hat die Klausurenphase nämlich schon so richtig angefangen. Dies macht sich nicht nur bemerkbar an den hart arbeitenden Schülern, sondern auch an den Klassenzimmern und dem Schulgelände.

Scroll to Top