Am 17. November wurde bundesweit der Volkstrauertag begangen, sowohl auf höchster politischer Ebene im Bundestag als auch in den Städten und Gemeinden, ganz nah am Bürger und mitgestaltet von der Bevölkerung. Felix Geider widmete seine Ansprache dem Nachbarland Polen und der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen.
Auch das Leibniz-Gymnasium, vertreten durch Schülerinnen der 10. Und 12. Klasse, trug zu der Veranstaltung bei.
Die Schülerinnen hatten dafür die Geschichte „Krieg – stell dir vor, er wäre hier“ von Janne Teller ausgewählt. „Wenn bei uns Krieg wäre – wohin würdest du gehen?“ – mit dieser verstörenden Frage begann die Lesung. Sie steht am Beginn der Erzählung, die in konsequenter Umkehr der heutigen politischen Lage beschreibt, wie eine deutsche Familie aus der vom Krieg mit Frankreich zerstörten Heimat fliehen muss und Asyl in Ägypten findet. Die Schülerinnen hatten Passagen ausgewählt, durch die ihre Zuhörer mehr und mehr in die Lage des namenlosen 14jährigen Erzählers hineingezogen wurden. Der Perspektivwechsel gelingt so intensiv, dass die Verzweiflung eines Flüchtlings in der Fremde fast körperlich spürbar wird.
Im Anschluss daran berichteten zwei Zehntklässlerinnen über ihre Empfindungen, als sie den Essay das erste Mal lasen. Sie berichteten, wie sie sehr deutlich die Lage nachempfinden konnten, in der Kriegsflüchtlinge sich befinden, wenn sie fernab der Heimat ein neues Leben beginnen müssen. „Wird es jemals möglich sein ein normales, schönes Leben führen zu können und ein sicheres Zuhause zu besitzen, in dem man sich wohlfühlt?“, fragten sie sich am Ende ihres Vortrags.
Janne Teller hat ihren Text in einer Zeit geschrieben, die lange vor der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 lag: bereits 2004 veröffentlichte sie den Versuch, uns mittels eines bis in einzelne Alltagserlebnisse durchgestalteten Gedankenexperiments einen Spiegel vorzuhalten. Deutlich wird die privilegierte Lage, in der wir uns befinden, weil wir seit 75 Jahren in Frieden leben. Deutlich wird auch, was wir zu verlieren hätten, wenn wir diesen Frieden nicht mit aller Macht verteidigen würden. Und schließlich steht am Ende des Versuchs das Fazit: Es muss im Interesse aller Europäer liegen, die gelingende Zusammenarbeit fortzuführen und zu intensivieren, anstatt sie aufs Spiel zu setzen. So schlossen die Schülerinnen auch mit dem Appell, Demokratie und Frieden in Europa zu verteidigen.