24.10.2019 | In Östringen wurde am Dienstag zum Gedenken an die vor genau 79 Jahren von den Nationalsozialisten veranlasste Zwangsdeportation jüdischer Einwohner in das südwestfranzösische Internierungslager Gurs am Mahnmal bei der Gustav-Wolf-Galerie ein Blumengebinde niedergelegt.
Im Beisein einer Schülergruppe des Leibniz-Gymnasiums erinnerte Bürgermeisterstellvertreter Marc Weckemann daran, dass am 22. Oktober 1940 alle in Baden, der Saarpfalz sowie in den linksrheinischen französischen Regionen Elsass und Lothringen lebenden Juden nichtsahnend in Gewahrsam genommen und mit Sonderzügen in den unbesetzten Teil Frankreichs verbracht worden waren.
In Östringen waren von dieser Zwangsmaßnahme des damaligen totalitären Regimes Ludwig und Amalie Wolf betroffen, die im Anschluss an die Deportation nach Gurs später in das Vernichtungslager Auschwitz kamen und dort im August 1942 den Tod fanden. Insgesamt wurden bei der nach den seinerzeit amtierenden nationalsozialistischen Gauleitern benannten Wagner-Bürckel-Aktion mehr als 6.500 Menschen jüdischer Herkunft ihrer Freiheit beraubt und deportiert.
Das Konzept für das Östringer Mahnmal wurde in den Jahren 2014 und 2015 von Teilnehmern des damaligen Geschichtskurses des Leibniz-Gymnasiums entwickelt, die mit Unterstützung von Handwerkern aus der Region und der Stadt den Gedenkstein auch realisierten und ihn zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs bei der Wolf-Galerie aufstellten. Gymnasiallehrerin Susanne Christ und ihr Kollege Ulas Incedal kamen nun am Mahnmal zusammen mit Bürgermeisterstellvertreter Weckemann mit den sichtlich betroffenen Heranwachsenden des aktuellen Schuljahrgangs über die damaligen Ereignisse ins Gespräch. Ein Zwillingsstein des Östringer Mahnmals steht seit November 2015 auf der zentralen Gedenkstätte zur Erinnerung an die Verfolgung badischer Juden in Neckarzimmern.
Fotos: Braunecker