Bedeutende Frauen der Geschichte – Elizabeth Magie Phillips

Monopoly, das wahrscheinlich berühmteste Brettspiel der Welt. Charles Darrow wurde als Erfinder des erfolgreichen Gesellschaftsspiels berühmt und sogar zum Millionär. Leider hat er dieses Spiel aber gar nicht konzipiert. Ganz im Gegenteil, eigentlich hat er es gestohlen und als sein eigenes verkauft.

In meinem zweiten Artikel der Reihe „Bedeutende Frauen der Geschichte“ kläre ich um das Plagiat rund um Elizabeth Magie Phillips auf.

Elizabeth Magie Phillips im Jahre 1892

Elizabeth wurde im Jahr 1866 in Macomb – Michigan in eine wohlhabende Familie geboren. Ihr Vater war Abolitionist, also für die Abschaffung der Sklaverei, was für einen weißen Mann aus dem neunzehnten Jahrhundert sehr bemerkenswert war. Elizabeth teilte viele Ansichten ihres Vaters. Schon früh interessierte sie sich für soziale Gerechtigkeit und kritisierte vor allem den Kapitalismus. Sie unterstützte die Meinung und Ideen des Wirtschaftswissenschaftlers Henry George, welcher davon ausging, dass die unge­rechte Verteilung von Landbesitz und die daraus resultierende wirtschaftliche Ungleichheit Grund für die vorherrschende Armut waren.

Nachdem Elizabeth in den 1880er Jahren in die Umgebung von Washington DC gezogen war, arbeitete sie als Stenografin. Um sich die Arbeit an der Schreib­maschine zu erleichtern, entwickelte sie eine Technik, das Papier leichter durch die Walze laufen zu lassen und erhielt für ihre Erfindung ein Patent, also einen rechtlichen Schutz, abermals ein sehr ungewöhnliches Ereignis für das neunzehnte Jahrhundert, denn damals erhielten weniger als ein Prozent aller weiblichen Erfinderinnen irgendeine Art von Lizenz für ihre Innovationen

Elizabeth lag viel daran, ihr Umfeld vor der Verar­mung der Bevölkerung durch den monopolistischen Landbesitz zu warnen und für alle verständlich auszudrücken, also entwickelte sie ein antika­pitalis­tisches Spiel, welches sich mit der Einheits­steuer beschäftigte, und um einiges komplizierter war als das heutige Monopoly. Die ursprüngliche Idee des Brettspiels war es, das Übel der Geldvermehrung auf Kosten anderer zu verdeutlichen. Sie nannte es „The Landlord´s Game“, also das Spiel der Landbesitzer und erhielt im Jahr 1904 erneut ein Patent für ihre Erfindung.

„In kurzer Zeit, ich hoffe in sehr kurzer Zeit, werden Männer und Frauen begreifen, dass ihre Armut daher kommt, dass Carnegie und Rockefeller1 möglicherweise so viel Geld haben, dass sie nicht wissen, was sie damit machen sollen.“ – Elizabeth Magie Phillips

Spielbrett „The Landlord’s Game”

„The Landlord´s Game“ verbreitete sich im kleinen Umkreis. Charles Darrow, ein arbeitsloser Amerikaner, erfuhr ganz zufällig von dem Spiel und änderte es zu seiner eigenen Version um. Seine Variante des Spiels ist etwas simpler und verdreht die eigentliche Aussage von Elizabeth Phillips total. Bei „seinem“ Spiel, Monopoly, geht es nicht darum, Gerechtigkeit zu schaffen und das Kapital gleichmäßig auf alle Spieler zu verteilen, ganz im Gegenteil, es gewinnt derjenige, der sein Startkapital am schnellsten vermehrt. Ab 1933 begann Darrow das neu entstandene Spiel zu verkaufen. Zwei Jahre später verkaufte er die Rechte des Spiels an das Unter­nehmen Parker Brothers, einen Spieleverlag. Die Unternehmer wussten allerdings, dass Darrow eigentlich überhaupt gar keine Rechte an dem Spiel besitzt. Er hat es ja nicht erfunden, sondern einfach Elizabeths Ursprungsidee abgeändert und gehofft, es als seine eigene ausgeben zu können. Deshalb kauften sie Elizabeth ihr Patent ab. Anstatt aber „The Landlord´s Game“, also ihr Spiel unter dem Namen Parkers Brothers zu veröffentlichen, begannen sie, Charles Darrows Version zu verkaufen. Das Brettspiel kam sehr gut an und verkaufte sich schnell und Charles Darrow wurde mit seiner geklauten Idee zum Millionär. Der Spieleverlag kehrte den Ursprung seines neuen Bestsellers unter den Tisch und niemand brachte den Namen Elizabeth Magie Phillips mit dem nun kapitalistischen Spiel Monopoly in Verbindung. Ihre Bemühungen, über die Ungerechtigkeit des Kapitalismus aufzuklären, wurden ihr entrissen und ihr Spiel zweckentfremdet.

Elizabeth Phillips wird vergessen. Erst im Jahr 1973, also fünfundzwanzig Jahre nach ihrem Tod, wird offiziell und öffentlich nachgelegt, dass Charles Darrow die Spielidee von Monopoly gar nicht selbst entwickelt, sondern gestohlen hat. Das Unternehmen Parker Brothers versuchte zwar rechtlich gegen die Anschuldigungen vorzugehen, scheiterte aber, denn es wurde bewiesen, dass Darrow die Spielregeln hauptsächlich exakt von Phillips abkopiert hatte, sogar mit dazugehörigen Recht­schreibfehlern. Charles Darrow selbst ist zu diesem Zeitpunkt allerdings seit sechs Jahren tot, also nimmt diese Erkenntnis kaum Einfluss auf seine Popularität und auch heute gehen viele immer noch davon aus, dass er das wohl berühmteste Gesellschaftsspiel erfunden hat.

Elizabeth Magie Phillips’ Spiel „The Landlord’s Game“ war mehr als ein einfaches Brettspiel. Es war eine kritische Auseinandersetzung mit den Problemen des Kapita­lismus. Ihre antikapitalistische Idee zeigte auf, wie Monopole und Ungleichheit der Gesellschaft schaden können. Durch ihr Spiel wollte sie auf die Bedeutung von Gerechtigkeit und sozialer Verantwortung aufmerksam machen. Sie verdient daher nicht nur Anerkennung als Erfinderin, sondern auch als eine wichtige Stimme für eine gerechtere Gesellschaft. Da ihr diese Stimme von Charles Darrow und dem Parker Brothers-Verlag genommen wurde, bin ich froh, dass ich in diesem Artikel über sie schreiben durfte.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Magie_Phillips
https://www.moment.at/story/lizzie-magie-die-wahre-erfinderin-hinter-monopoly/
https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Darrow
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/elizabeth-magie-phillips-die-vergessene-geschichte-der-monopoly-erfinderin

Bilder:
https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/ce109f.webp
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Lizzie_Magie_-_My_Betrothed%2C_and_Other_Poems.jpg

1 Carnegie und Rockefeller zählten damals zu den reichsten Landbesitzern

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