Maria Reinhardt (JS2) mit Unterstützung von Jonas Röder (Kl. 5g)
Ein Interview mit Frau Sauer-Ege und Herrn Kässer
Dem LGÖ stehen spannende Zeiten bevor. Ab dem nächsten Schuljahr 2025/26 werden sowohl unsere Schulleiterin Frau Sauer-Ege als auch Herr Kässer, ein Urgestein des LGÖ, im Ruhestand sein.
Unsere Schülerzeitung „Post it“ traf sich mit den beiden, um im Rahmen dieses Interviews mehr über ihre Erinnerungen, ihre persönlichen Eindrücke und die schönsten Momente ihrer Zeit am LGÖ zu erfahren. Wir freuen uns auf ein interessantes und inspirierendes Gespräch!
Freitag, den 30.05.2025, vormittags
Schülerzeitung „Post it“: Frau Sauer-Ege, würden Sie bitte einmal kurz beschreiben, wie ihr Karriereweg aussah und was Ihre Position heutzutage für das LGÖ bedeutet?
Frau Sauer-Ege: Nachdem ich ganz normal erst einmal Lehrerin geworden und an das LGÖ gekommen bin, habe ich in der Stundenplanung mitgearbeitet und bin schließlich in organisatorischen Bereichen Stellvertreterin geworden. Es hat sich dann eher durch Zufall – und weniger durch Planung – ergeben, dass ich mich auf die Schulleiterstelle beworben habe, als der vorherige Schulleiter Herr Brunnemer in den Ruhestand gegangen ist.
Was ich jetzt seit vielen Jahren tagtäglich alles mache, ist noch einmal deutlich spannender:
Tatsächlich habe ich nämlich jeden einzelnen Tag die Letztverantwortung für alles an der Schule…
(Puh, zwischendurch fallen allerlei Fachbegriffe und es wird schnell klar, wie komplex die Organisation einer Schule ist!! Post it hat im Folgenden nur die simpleren Beispiele notiert)
… Von ganz praxisnahen Ereignissen wie beispielsweise, ob bei einem Konzert zu viele Gäste in der Aula sind, bis hin zu grundlegenden Entscheidungen, z.B. welche Kurse in der Oberstufe angeboten werden können, muss ich alles alleine entscheiden. Herr Kässer freut sich immer, dass ich das machen muss!
Herr Kässer: Auf jeden Fall, da würde ich auch nicht mit Frau Sauer-Ege tauschen wollen!
(Es wird gelacht, dann wird es wieder ernst.)
Frau Sauer-Ege: Ja, Einzelfallentscheidungen beispielsweise werden aufgrund der steigenden Zahl an kranken und/oder psychisch belasteten Schülern immer häufiger und sind insgesamt sehr schwierig.
Auf der anderen Seite gibt es dann noch hochoffizielle Rahmen, die ich beachten muss, z.B. alle Vorgaben des Regierungspräsidiums. Die Umsetzung – beispielsweise des neuen G9 – liegt dann in meinen Händen.
Natürlich gibt es auch weitere Personen, die mir unter die Arme greifen. Aber über alles Bescheid wissen, um die letzte Entscheidung zu treffen, muss dann doch ich alleine.
Für meine Arbeit braucht es deswegen auch unbedingt Menschen, denen man vertraut, die einem zuarbeiten und einen stets informieren. Manchmal bin ich deswegen den ganzen Tag nur am Gespräche führen. Gespräche nehmen wirklich zwischen 80%- 90% meiner Arbeit ein.
[…]
Post it: Vielleicht fassen wir Ihre weitreichende Verantwortung und Tätigkeitsfelder an dieser Stelle ganz kompakt zusammen:
Sie haben beispielsweise den Abiturvorsitz, sorgen für das Angebot der Schulsozialarbeit (natürlich mithilfe der Spezialisten), kooperieren mit dem Regierungspräsidium, der Stadt (wichtig für Gelder/Finanzierung) und beispielsweise mit Projekten wie ,,Zukunftsschule”; Sie repräsentieren das LGÖ, indem Sie z.B. die Begrüßung bei Veranstaltungen übernehmen, leiten Konferenzen etc.
Frau Sauer-Ege: Richtig, es wird nie langweilig!
Post it: Nun, Herr Kässer, was hebt Sie von einem „Durchschnittslehrer“ ab?
Herr Kässer: Zunächst die Oberstufenberatung, die ich zusammen mit Frau Rese, Frau Amend und Frau Scheid mache. Das beinhaltet viel Sitzen am Computer, aber auch die Beratung von Schülern.
Außerdem organisiere ich mit Frau Opluschtil und Frau Kuntze zusammen alles rund um die Schulbücher. Mitanpacken tun dann natürlich aber auch noch viele andere. Da jedes Jahr rund 100.000 € für die Bücher ausgegeben werden, muss man sich aber hinter den Kulissen genau überlegen, was man da bestellt!
Ein weiteres Feld, das ich sogar teilweise zu meinem Hobby gemacht habe, ist die Verwaltung von WebUntis. Aus digitalen Programmen vollständig schlau zu werden, ist wahrscheinlich eine Lebensaufgabe, aber ich habe da schon einmal angefangen.
Ansonsten kenne ich mich auch mit einigen rechtlichen Dingen, was die Schule betrifft, aus und wurde da im Laufe der Jahre schon ein paar Mal um Rat gefragt.
Formal bin ich (zusätzlich zu meinen Tätigkeiten als Lehrer) als einer von sechs Abteilungsleitern am LGÖ ein Teil der sogenannten ,,erweiterten Schulleitung”.
Post it!: Was war denn Ihr Berufswunsch in der Kindheit?
Frau Sauer-Ege: Meeresforscherin, da ich schon von klein auf immer unglaublich gerne Unterwasserreportagen von dem Meeresforscher/-biologen Jacques-Yves Cousteau geschaut habe. Schon in der Grundschule wollte ich fest etwas mit Biologie machen – mit der Natur, mit Tieren und mit Pflanzen.
Da ich ja auch Biologielehrerin geworden bin, würde ich sagen, habe ich meinen Traum sogar noch zu einem gewissen Teil umgesetzt.
Herr Kässer: Ich wollte tatsächlich von Anfang an schon Lehrer werden! Meine Lieblingsfächer an der Schule waren Mathe und Physik. Ich wollte an sich eines meiner Fächer gegen Informatik austauschen, damals war es aber nur möglich, Informatik als drittes Fach zu studieren. Das wäre mir aber zu viel gewesen.
Generell habe ich früher nach der Schule vieles gemacht. Ich habe beispielsweise als Wehrdienst-Ersatz beim Deutschen Roten Kreuz als Rettungshelfer (dritter Mann im Rettungswagen) gearbeitet und kurzzeitig überlegt, ob nicht der Beruf eines Arztes etwas für mich wäre. Insgesamt habe ich mich dann aber doch recht schnell wieder für den Beruf des Lehrers entschieden.
Leicht war dieser Weg allerdings überhaupt nicht. Damals hatte man sehr schlechte Chancen, Lehrer zu werden. Es gab nämlich schon viele junge Lehrer an den Schulen, der Bedarf war also gering. Eine Stelle zu bekommen, war eher eine Glückssache!
Frau Sauer-Ege: Es war sicher nicht einfach! Eine Zeit lang gab es in ganz Baden-Württemberg nur etwa 10 freie Stellen für Lehrer! Für mein Referendariat musste ich mich dann außerdem beispielsweise dazu bereit erklären, mit einem kleinen Kind ganz woanders hinzuziehen. Aber gut, man wächst mit seinen Herausforderungen.
Post it!: Wie sind Sie ausgerechnet an das LGÖ gekommen?
Frau Sauer-Ege: Darauf hat man tatsächlich gar keinen Einfluss. Nach meinem Referendariat in Freiburg habe ich zuerst eine Stelle in Ellwangen an der Jagst angetreten, da es gar nicht wirklich andere Stellen gab. Für zwei Jahre dann etwa 250 km weit weg von der Familie gewesen zu sein, war dann ein Anstoß für mich zu versuchen, mich an einen näheren Ort versetzen zu lassen. So kam nur der Raum Nordbaden in Frage und ich kam ans LGÖ.
Am LGÖ war der Bedarf an weiblichen Sportlehrerinnen sehr hoch, also habe ich anfangs fast nur Sport unterrichtet und nur zwei Stunden Biologie. Doch ich war einfach froh, in den Raum Nordbaden gekommen zu sein. Das LGÖ kannte ich vorher also gar nicht, fand ich aber absolut in Ordnung.
Herr Kässer: Bei mir war es, grob gesagt, das Gleiche. Ich bin früher nicht gefragt worden. Nachdem ich für die zweite Hälfte meines Studiums in Heidelberg war und etwas nördlich von Heidelberg mein Referendariat gemacht habe, habe ich schlichtweg die Stelle hier in Östringen angeboten bekommen. Es hieß vom Oberschulamt (heute heißt es Regierungspräsidium) einfach: Gute Nachricht, Sie können vorbeikommen, wir haben eine Stelle für Sie in Östringen. Damals habe ich gar nicht gewusst, wo das liegt, erst nachdem es mir auf der Landkarte gezeigt wurde. Aber es lag dann ja doch recht nah.
Hätte ich die Stelle damals abgelehnt, hätte ich einfach keine Arbeitsstelle gehabt!
Post-it!: Denken Sie denn, Ihre Karriere wäre an einer anderen Schule völlig anders verlaufen?
Frau Sauer-Ege: Schon möglich. Wenn man allgemein jemand ist, der Herausforderungen sucht und sich gerne einbringt, gibt es überall einen Weg!
Mein Hauptkriterium, was meinen Beruf angeht, ist, dass mich die Tätigkeiten inhaltlich interessieren, irgendwo fesseln und herausfordern – und nicht, ob man hinterher einen Karrieresprung oder Ähnliches ansetzen kann! Wenn die Stelle der stellvertretenden Schulleiterin damals nicht frei geworden wäre, hätte ich auch gerne ganz gewöhnlich als Lehrerin in anderen Tätigkeitsfeldern weitergearbeitet.
Ich glaube auch allgemein nicht, dass mein Weg jetzt der einzige ist, der mich glücklich und zufrieden machen konnte. Generell gibt es für jeden Menschen die unterschiedlichsten Wege, die alle zu Glück und Erfolg führen können.
Post it!: Ein schöner Gedanke. Wie ist das bei Ihnen, Herr Kässer?
Herr Kässer: Ich hätte woanders wahrscheinlich etwas Ähnliches gemacht, mich natürlich aber auch dem Bedarf einer anderen Schule angepasst…
Post-it!: Vor welchen anderen Jobs haben sie denn besonderen Respekt?
Frau Sauer-Ege: Ich habe großen Respekt vor allen, die in der Öffentlichkeit besondere Verantwortung übernehmen. Sei es die klare Kommunikation von Plänen oder die Durchsetzung von Regeln. Das ist alles andere als leicht in unserer Gesellschaft, aber essentiell.
Darunter fallen dann mehrere Berufsgruppen, beispielsweise Bürgermeister und Politiker bis hin zur Polizei. Ich nehme nämlich leider in unserer gesellschaftlichen Entwicklung eine Erhöhung von Gewaltbereitschaft wahr, was einem wirklich Angst bereiten kann. Deshalb mein besonderer Respekt an all diejenigen, die trotzdem bereit sind, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen.
Herr Kässer: Das könnte ich sicher auch unterschreiben. Ansonsten faszinieren mich auch Ärzte. Arzt zu sein, ist ebenso ein unglaublich verantwortungsvoller Beruf. Ich muss immer daran denken, wie, als ich meinen Zivildienst gemacht habe, bei Schwerverletzten von Ärzten rasch Entscheidungen getroffen werden mussten. Nach Möglichkeit natürlich die richtigen Entscheidungen, bei denen man dann etwas unglaublich Gutes tut. Wenn man aber etwas Falsches entscheiden sollte, kann ich mir vorstellen, dass man sich dann ein Leben lang Vorwürfe macht. Deswegen würde ich da auch wieder auf keinen Fall tauschen wollen. Ich habe also speziell vor Ärzten großen Respekt.
Post-it: Oh ja, da kann man nur zustimmen. Natürlich gibt es noch viele weitere Tätigkeiten, die besonderen Respekt verdienen.
Zurück zur Schule: Was ist für Sie am Ende des Tages das Wichtigste an der Schule?
Frau Sauer-Ege: Ich finde, die Schule muss ein Stück weit Lebenswelt für die Schülerinnen und Schüler sein können. Lebenswelt heißt natürlich auch Wissensvermittlung und Bildung, aber was meiner Meinung nach mindestens genauso wichtig ist, ist der soziale Kontext: dass unsere Kinder sich mit Gleichaltrigen treffen und auseinandersetzen, Sozialverhalten lernen und Freundschaften knüpfen. Es gehört alles zusammen, die Schule spielt aber vor allem auf der Beziehungsebene eine enorm wichtige Rolle!
Herr Kässer: Da habe ich dieselben zwei Hauptpunkte. Natürlich ist einmal klar, dass man etwas lernen soll. Der zweite Punkt sind dann Freundschaften, die sogar ein ganzes Leben lang halten können. Das ist etwas ganz Tolles. In meinem Abiturjahrgang, der ja schon wirklich lange her ist, feiern wir immer noch alle fünf Jahre ein Abi-Jubiläum. Das nächste Mal treffen wir uns diesen September, das wird dann unser 45-jähriges Jubiläum. Selbst wenn man viele nur alle fünf Jahre sieht, versteht man sich sofort wieder. Sich an die Geschichten von früher zu erinnern, ist auch etwas ganz Schönes an Schule.
Post it: Verrückt, das kann man sich ja nur wünschen.
Nun, an welche schulischen Ereignisse erinnern Sie sich besonders gerne bzw. nicht so gerne?
Frau Sauer-Ege: Was für mich immer wieder positiv ist, sind die Begegnungen mit Menschen, insbesondere mit meinen ehemaligen Schülern. Das wird mir gerade in meinem letzten Jahr sehr bewusst. In meiner jetzigen sechsten Klasse habe ich tatsächlich fünf Kinder sitzen, deren Eltern hier am LGÖ ehemalige Schüler waren. Drei oder vier von ihnen habe ich damals selber unterrichtet.
Wenn ich diesen Familien dann begegne, geht mir das Herz auf, wenn es heißt: ,,Ach, Gott, Frau Sauer-Ege, Sie sind dafür verantwortlich, dass ich Biologie studiert habe”.
Oder am nächsten Tag sitzt ein kleines Mädchen vor mir, das genauso aussieht wie ihre Mutter, die ich in meinem ersten Jahr am LGÖ in Biologie unterrichtet habe. Solche Menschen zu treffen und zu erleben, dass sie sich freuen, ist etwas ganz Besonderes.
Aber auch Ereignisse mit den AGs wie beispielsweise der Restaurantbesuch der Musik-AGs nach dem Sommerkonzert. Hier merkt man richtig, wie die Schüler untereinander und mit ihrer Schule zusammenwachsen, weil sie gemeinsam Tolles geleistet haben – das ist so unglaublich viel wert!
Herr Kässer: Bleiben wir noch beim Positiven. Mein bester Mathe- LK aus dem Jahr 2003 hatte im Abitur einen Durchschnitt von 13,6 Punkten (Note 1,13)! Das war phänomenal! Da hat das Korrigieren auch richtig Spaß gemacht, es war praktisch schon alles richtig. Das war wirklich mein Highlight.
Post-it!: Unglaublich! Wow! An dieser Stelle erstmal eine Pause zum Staunen…
Aber: Wo es Sonnenschein gibt, gibt es auch Schattenseiten. Was war im Laufe der Jahre ein besonders schwieriges Ereignis am LGÖ?
Frau Sauer-Ege: Vor etwa zwei Jahren gab es einen ziemlich schlimmen Vorfall, bei dem sich eine Schülerin im ersten Stockwerk aus dem Fenster gehängt hatte. Das Schwierige daran war, dass es zunächst für alle so aussah, als wäre es ein Suizidversuch gewesen. Es war keiner! Trotzdem haben viele Mitschüler und auch die Lehrerin dabei zugesehen und riesige Angst gehabt. Es war ein heißer Sommertag, alle waren fix und fertig, es kamen Rettungswagen und Seelsorger… Eine schwierige Situation, die noch lange Spuren in der Psyche einiger Beteiligten hinterlassen hat. Wir haben unser Bestes getan, alle Schüler auch danach noch mit der Seelsorge zu betreuen und haben auch Gespräche mit Eltern usw. geführt, aber das war wirklich eine der herausforderndsten Situationen überhaupt. Man kann sich auf solche Dinge ja überhaupt nicht vorbereiten, nur versuchen, möglichst schnell in Kooperation mit anderen zu agieren.
Post-it!: Eine wirkliche Extremsituation! Zumindest war nicht wirklich jemand körperlich verletzt, aber natürlich seelisch. Herr Kässer, was ist bei Ihnen die erste Ausnahmesituation, die Ihnen in den Kopf kommt?
Herr Kässer: Ich habe als sehr ungut in Erinnerung – aber das geht vermutlich vielen so – die Schulschließungen während Corona. Es hat uns beinahe verrückt gemacht; was das plötzlich massig an mehr Arbeit bedeutet hat, alles zu organisieren. Wir mussten teilweise noch samstags und sonntags dasitzen und grundlegende Entscheidungen für montags treffen. Wahnsinnig effektiv war der Fernunterricht dann trotzdem nicht.
Post-it!: Oh ja… Das waren die schlechtesten Jahre aus einer gesamten Schullaufbahn. Es ist unglaublich viel verlangt, sich als Verantwortlicher solchen Herausforderungen zu stellen.
Herr Kässer: Wenigstens waren wir dann heilfroh, als alles vorüber war! Ich persönlich habe da auch ein wenig Glück gehabt, da ich zu der Zeit seit Längerem ausschließlich Oberstufenkurse hatte, die am wenigsten von den Schulschließungen betroffen waren. Sie sind noch am längsten in der Schule geblieben und durften als Erste wieder kommen. Auch dass ich im Fernunterricht Mathe unterrichtet habe, war noch etwas leichter, als es wohl in anderen Fächern war (kurzer ergänzender Gedanke: Man stelle sich beispielsweise online Sportunterricht vor). Trotzdem war die Rückkehr dann notwendig.
Post-it!: Wie gehen Sie allgemein mit Stress um? Haben Sie Tipps/Empfehlungen?
Frau Sauer-Ege: Mir hilft sehr gut, einfach in die Natur rauszugehen und mich zu bewegen, meistens dann mit meinem Hund. Ich finde, es wirkt sehr beruhigend. Denselben Effekt hat bei mir auch Yoga (konkreter auch Meditation, Achtsamkeits- und Atemübungen). Im Moment habe ich dafür leider nochmal weniger Zeit als sonst schon. Ich versuche aber trotzdem, es noch relativ regelmäßig umzusetzen. Das kann ich auch so weiterempfehlen!
Herr Kässer: Also, ich muss sagen, früher hat mir Stress überhaupt nichts ausgemacht. Das ist jetzt aber auch nicht mehr ganz so der Fall. Heute fahre ich manchmal abends eine halbe bis eine Stunde in der Natur Fahrrad. Mehr habe ich da aber tatsächlich auch nicht.
Frau Sauer-Ege: Vielleicht kann man es auch so sagen: Stress ist vielleicht wie ein ganz starker Wind, der einem entgegenbläst. Wenn man selbst das gesetzte Segel ist, das vom Wind herumgewirbelt wird, kann man aktiv durch Yoga, Meditation oder einfach durch den Aufenthalt in der Natur lernen, das Segel so zu stellen, dass der Wind gar keine Angriffsfläche mehr hat. Wenn das gelingt, hat man viel erreicht!
Post-it!: Wie sieht für Sie der perfekte Tag aus?
Frau Sauer-Ege: Zu einem perfekten Tag gehören für mich Menschen, die mir wichtig sind und für die ich mir Zeit nehmen kann – Familie, besonders die Enkelkinder, Freunde, aber auch Kollegen oder Schüler. Zeit miteinander verbringen zu können, macht einen Tag schön.
Herr Kässer: Ich würde meinen Schwerpunkt gerne darauf legen, wie für mich der perfekte Tag in der Schule aussieht. Also einmal, wenn wir in Mathe zum wiederholten Mal etwas Kompliziertes besprechen und ein Schüler sagt: ,,Herr Kässer, das geht doch auch einfacher”. Das finde ich klasse. Und wenn jemand kommt und fragt, ob ich schon wüsste, dass man in WebUntis noch dies oder jenes machen kann – dann bin ich happy!
Post-it!: Hahaha, das ist doch mal was! Diese absolute Freude an der Arbeit.
Was werden Sie noch an der Schule vermissen?
Frau Sauer-Ege: Ich werde die soziale Komponente, das Miteinander, die Menschen und die Beziehungen, die sich im Laufe meiner 33 Jahre hier am LGÖ gebildet haben, definitiv vermissen. Die Umsetzung von Ideen und das positive Wirken auf die Gemeinschaft werden mir fehlen – denn wir haben nun einmal einen absoluten Beziehungsberuf!
Herr Kässer: Das hast du ja auch so schön auf deiner Tafel im Chefinnen – Zimmer stehen: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ (Martin Buber). Das werde ich vermissen, das trifft die Sache perfekt!
Frau Sauer-Ege: Stimmt, das ist ein Leitspruch seit Corona!
Herr Kässer: Das ist auch mit Abstand das Wichtigste.
Post-it!: Würden Sie ein paar Worte an die Schüler und Schülerinnen des LGÖ richten wollen?
Frau Sauer-Ege: Seid achtsam miteinander, behandelt andere so, wie ihr selbst behandelt werden wollt, dann fühlt sich jeder wohl in der Schule. Sich in dieser Beziehungswelt Schule wohlzufühlen, ist das beste Lernumfeld. Dann klappt auch Bildung, dann klappt auch Lernen!
Herr Kässer: Was ich gerne noch über das Lernen sagen würde, ist: Wenn etwas unklar ist, immer fragen. Notfalls auch noch nach der Stunde.
An die älteren Schüler gerichtet: Wenn man in Richtung Abitur schreitet, finde ich, wird viel zu selten zusammen gelernt. Sich zusammenzusetzen und sich gegenseitig Dinge zu erklären, tut allen gut.
Ansonsten würde ich noch allen empfehlen, zurückhaltend zu sein mit den Worten ,,Das Fach XY brauche ich nicht.”. Man weiß nie, was später im Leben alles so nützlich ist. Es ist völlig normal, dass einen nicht jedes Fach interessiert – das war bei mir auch so. Im Nachhinein denkt man sich aber doch recht häufig ,,Oh, das ist jetzt aber geschickt, dass ich dies und jenes weiß.”
Post-it!: Ein paar Worte an Ihre/n Nachfolger/in bzw. das zukünftige LGÖ?
Frau Sauer-Ege: Ich wünsche dem Leibniz Gymnasium weiterhin einen so guten, familiären Zusammenhalt. Ich nehme innerhalb des Kollegiums und der erweiterten Schulleitung wahr, wie erfolgreich die Zusammenarbeit läuft. Da würde ich mir wünschen, dass es auch so positiv weitergeht.
Offenheit, Transparenz und Akzeptanz sind tragende Werte des LGÖ. Deshalb könnte ich als Tipp mitgeben, sich die Dinge erst einmal in Ruhe anzuschauen und vielleicht auch erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen – das hilft jedenfalls mir – und dann Dinge zu entscheiden. Auch wenn manches schwierig zu entscheiden ist, hilft es, mit einer umfangreichen Informationslage, klare Entscheidungen zu treffen, transparent zu sein und somit für andere einschätzbar zu bleiben. So wird man auch gut akzeptiert und bleibt sich selbst trotzdem treu.
Herr Kässer: Was die Oberstufenberatung, die Lernmittelverwaltung usw. angeht, würde ich mich freuen, wenn mein/e Nachfolger/in bei Dingen, die nicht ganz so laufen, wie es ideal wäre, nicht sagt: ,,Da kann man jetzt auch nichts machen”, sondern sich trotzdem darum kümmert. Man kann nämlich meistens etwas machen, zumindest sollte man es probieren!
Ich habe einmal einen Spruch aus dem Fußball gehört, man solle dem Ball entgegengehen und nicht stehen bleiben und warten, bis er kommt. Wenn man aktiv anpackt, läuft die Sache auch.
Post-it!: Wie würden Sie dem LGÖ am liebsten in Erinnerung bleiben? Was hat Ihre Präsenz ausgemacht?
Herr Kässer: Da habe ich etwas ganz Konkretes! Ich würde mich freuen, wenn man später, wenn ich nicht mehr da sein werde und auf WebUntis eine Kleinigkeit nicht stimmen sollte, sagen würde: ,,Da wäre der Herr Kässer sofort zum Herrn Olbert gelaufen und sie hätten es optimiert”. Das wäre was!
Post-it!: Das stimmt! An dieser Stelle sollte auch noch einmal festgehalten werden, dass uns Ihr gesamtes Auftreten, Ihre Art durch den Gang zu schießen (aber trotzdem nicht zu rennen!) und Ihre starke Präsenz in der Oberstufe garantiert in Erinnerung bleiben wird.
Frau Sauer-Ege: Und dass du in bestimmten Bereichen immer zu 150% richtig reagierst!
So ein besonders ikonisches Bild meines Auftretens gibt es bei mir eher nicht.
Ich persönlich fände es toll, wenn es Menschen gibt, die wahrgenommen haben, dass ich wirklich immer versucht habe, das Bestmögliche für die Schule zu entscheiden und zu tun. Das würde mich sehr freuen.
Post-it!: Wirklich schön gesagt. Wir freuen uns sehr, die Gelegenheit gehabt zu haben, mit Ihnen so ausführlich und persönlich sprechen zu können. Vielen Dank für Ihre Zeit und alles, was Sie für unsere Schule über Jahrzehnte hinweg geleistet haben! Jetzt wünschen wir Ihnen einen wohlverdienten schönen Ruhestand.
Bilder:
V. Bauer und A. Walkenhorst
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Fragen:
1.) Was war der ursprüngliche Berufswunsch von Frau Sauer-Ege in ihrer Kindheit?
a) Lehrerin
b) Ärztin
c) Meeresforscherin
2.) Was hat Herr Kässer früher nach der Schule gemacht, bevor er sich für den Beruf des Lehrers entschieden hat?
a) Er hat beim Deutschen Roten Kreuz als Rettungshelfer gearbeitet.
b) Er hat als Feuerwehrmann gearbeitet.
c) Er hat den Beruf des Mechanikers gelernt.
3.) Wie viel Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt Frau Sauer-Ege mit Gesprächen?
a) 50-60%
b) 70-80%
c) 80-90%
4.) Welches Hauptkriterium nennt Frau Sauer-Ege für ihre berufliche Zufriedenheit?
a) … hohe Gehälter
b) … inhaltliche Interessen und Herausforderungen
c) … Aufstiegsmöglichkeiten
5.) Vor welchem Beruf hat Herr Herr Kässer besonderen Respekt?
a) Lehrer und Erzieher
b) Arzt
c) Bürgermeister und Politiker
6.) Wie geht Frau Sauer-Ege mit Stress um?
a) Sie empfiehlt Meditation und Yoga.
b) Sie empfiehlt intensives Arbeiten.
c) Sie empfiehlt das Vermeiden von Stresssituationen.
7.) An welches besondere Ereignis aus seiner Zeit als Lehrer erinnert sich Herr Herr Kässer gerne?
a) … an einen Schulausflug, der schiefging
b) … an seinen besten Mathe-LK (mit einem einen Durchschnitt von 13,6 Punkten im Abitur)
c) … an die Einführung eines neuen Faches
8.) Was ist der wichtigste Ratschlag von Frau Sauer-Ege an die Schüler?
a) Sie sollten immer die besten Noten anstreben.
b) Sie sollten sich nicht mit anderen vergleichen.
c) Sie sollten achtsam miteinander umgehen und andere respektvoll behandeln.
9.) Was rät Herr Herr Kässer den Schülern in Bezug auf das Lernen?
a) Sie sollten sich auf alle Fächer einlassen.
b) Sie sollten ihre Hausaufgaben nie machen.
c) Sie sollten sich nur auf ihre Lieblingsfächer konzentrieren.
10) Wie möchte Herr Herr Kässer in Erinnerung bleiben?
a) … als der Lehrer mit den besten Noten
b) … als jemand, der immer aktiv Probleme angegangen ist
c) … als der Schulleiter mit den meisten Veranstaltunge